Liebe, ja! Bedingungslose Liebe? Nein!
Gibt es bedingungslose Liebe? Ich glaube an die Liebe, aber nicht an die bedingungslose Liebe, jedenfalls nicht auf zwischenmenschlicher Ebene.
Liebe ohne Bedingungen verbinde ich noch am ehesten mit der viel beschworenen Mutterliebe für ihre Kinder. Sie kommt dem noch am nähesten. Aber, auch dort ist das Geben mit einer bestimmten Erwartungshaltung verbunden, wenn vielleicht auch nur unbewusst. Gerade auch das wird sehr schwierig, wenn die Mutter selbst sich nicht liebt, weil sie in ihrer eigenen Kindheit keine wirkliche Liebe erfahren hat. So versucht sie die fehlende Liebe zu kompensieren, indem sie sich ein Kind wünscht, ihr Kind, das mit all ihrer Liebe nur ihr gehört und sich dafür natürlich dankbar erweisen soll.
Wo keine Liebe ist, ist Angst!
Ich bin der Überzeugung, dass man nur Liebe geben kann, wenn man selbst Liebe erfahren hat. Die Bedingung ergibt sich schon aus der Bedürftigkeit, denn wo keine Liebe ist, ist Angst. Ich versuche meine Ängste zu überwinden, indem ich die Liebe außerhalb von mir suche, nicht zuletzt, weil ich sie in mir nicht finden kann. Diese Bedürftigkeit ist dann möglicherweise an eine Bedingung gekoppelt. ‚Schau, was ich für dich alles tue.‘ Ein Geben verbunden mit der Bedürftigkeit zu empfangen, die Liebe soll gefälligst erwidert werden. Wozu tu ich das sonst alles?
Liebe als Krücke?
Das ist keine bedingungslose Liebe, es ist ein Stück weit berechnend. Liebe lässt frei und die Bedürftigkeit will festhalten, weil sie sich unvollkommen fühlt, einsam, schwach. Weil sie den anderen als Krücke (miss)braucht… Mehr lieben als brauchen, das geht in die richtige Richtung.
Letztlich bleibt uns nur, die Liebe als ein Geschenk zu sehen, ein Geschenk auf Zeit, denn auch, wenn uns die Erinnerungen bleiben werden, so ist es doch unmöglich sie festzuhalten, wie alles im Leben.
Liebe ist Magie!
Trost gibt uns vielleicht die Vorstellung, dass ein Teil von uns unsterblich ist und wir uns auf einer anderen Ebene in einer anderen Welt wiedersehen werden, wenn es sein soll…
Genießen können wir die magischen Momente, die Momente der Zweisamkeit, der Verbundenheit, das Eins sein. Doch auch diese Momente sind flüchtig und nicht steuerbar. Sie kommen und gehen und, wenn wir hier die Erwartung rausnehmen, dann dürfen sie uns überraschen und du darfst sie einsaugen, wie einen warmen Sommerwind, den du auch nur genießen und nicht festhalten kannst. Du kannst ihn genießen für den Moment und das Gefühl der Verbundenheit mit allem was ist, um eine ungefähre Idee davon zu bekommen, wie es ist den unsterblichen Teil von dir zu berühren. Wie die Erfahrung sein musss, mehr als (d)ein Körper zu sein, ein Tropfen in einem riesigen Ozean, die Verbindung mit dem Universum und darüber hinaus… jenseits aller Grenzen, Begrenzungen, Glaubenssätzen, Dogmen, Rollenerwartungen, Versprechen.
Liebe als Versprechen?
Es gibt nur ein Versprechen, das nichts so bleibt, wie es ist. Da ist die Sehnsucht nach etwas Verlässlichem, verständlich. Aber, das Verlässliche hat keine Magie, verliert seinen Zauber, seine Kreativität, weil es begrenzt ist und starr… Die Ungewissheit macht Angst, denkst du, aber sie ist eine Option, der Reiz, ein Kitzel, eine Möglichkeit, wenn wir es zulassen. Wenn wir uns durch unsere Gedanken nicht beschränken. Wenn wir neugierig wie Kinder sind. Zugegeben, nicht so einfach, eine Gratwanderung zwischen lieb gewordenen Gewohnheiten und nicht wissen, was kommt.
Öffne dein Herz und vertraue!
Erhalte dir die Beweglichkeit, die Spontaneität, die Neugier etwas Neues zu wagen, über dich selbst hinauszuwachsen. Vertraue und lebe deine Einzigartigkeit. Du musst nicht immer stark sein, vertraue deinen Gefühlen. Sie zeigen dir den Weg in die Freude und bewahre dir deine Verletzlichkeit, ohne die dein Herz erstarrt und kalt wird, aus Angst vor weiteren Verletzungen.
Öffne dein Herz! Der einzige Grund, warum wir hier sind, ist Liebe zu geben und Liebe zu erfahren, auch wenn sie nicht ohne Bedingungen ist. Es ist vielmehr der Entschluss, das Ganze in einem Menschen zu bejahen, mögen und dürfen auch die Einzelheiten sein, wie sie wollen.
Liebe gibt der Seele das Gefühl, nach Hause kommen.